Claudia am 20. Februar 2011 — 3 Kommentare

ARD-Doku: Die verunsicherten Alten

Gerade hab‘ ich mir in der Mediathek die Doku „Die verunsicherten Alten“ aus der Serie „Deutschland unter Druck“ angesehen. Ein beeindruckender, die Widersprüche und Probleme alter Menschen heute ins Zentrum stellender Film!

Arme Alte, reiche Alte

Einerseits hören wir fortwährend, es wäre Rentnern noch nie so gut gegangen wie heute. Doch 2,5 Millionen Alte sind „armutsgefährdet“, also jeder siebte. Zum Beispiel Ilse Baumann aus Berlin, 74, die mit 650 Euro im Monat auskommen muss – für alles, denn sie bekommt wegen dieser „zu hohen“ Rente keine Grundsicherung. Noch wohnt sie selbstständig, kann aber ihren Lebensgefährten in einem Berliner Pflegeheim nur zweimal im Monat besuchen: die Tickets sind zu teuer, ein Sozialticket bekommt sie nicht. Ihre Enkel besucht sie nicht mehr, weil sie sie nicht – wie die „anderen Großaltern“ – beschenken kann. In der vierten Woche des Monats kocht sie nur noch Kartoffeln. Weiter → (ARD-Doku: Die verunsicherten Alten)

Claudia am 18. Februar 2011 — 3 Kommentare

Sterbehilfe-Debatte: Deutsche Hospizstiftung hält Ärzte für empathische Nullen

Das geht jedenfalls aus einer Stellungnahme des Geschäftsführers Eugen Brysch hervor, die mir in der TAGESSCHAU vom Donnerstag schier die Sprache verschlagen hat!

Es geht um die Lockerung der Standesregeln der Bundesärztekammer in Sachen Sterbehilfe, die nun lediglich feststellen, dass die Mitwirkung des Arztes bei der Selbstötung keine Aufgabe des Arztes sei. Die vorherige Formulierung, die Sterbehilfe widerspreche ärztlichem Ethos und könne strafbar sein, wurde gestrichen.

Herr Brysch kritisierte die neue Richtlinie mit dem Argument, der Arzt würde bei der schwierigen Entscheidung weiterhin alleine gelassen,

„denn er steht jetzt im Dilemma: Wie soll er entscheiden als praktischer Arzt, wann ein Leiden so unerträglich ist, dass er diesen Patienten bei der Selbsttötung unterstützen soll?“

Ja Himmel nochmal, was erwartet er denn da an Vorgaben? Und WER außer dem Sterbenden selbst kann denn nach welchen Kriterien und mit welchem Recht entscheiden, was UNERTRÄGLICH ist? Weiter → (Sterbehilfe-Debatte: Deutsche Hospizstiftung hält Ärzte für empathische Nullen)

Claudia am 01. Februar 2011 — 7 Kommentare

Von Körper und Geist, Identität und Alter

Wer bin ich? Bin ich „Seele“, die in einem Körper wohnt und erstaunt oder erschrocken bemerkt, wie dieser langsam aber sicher altert? Diese uralte, aber gleichwohl immer noch als wahr „gefühlte“ Sicht der Dinge lässt uns glauben, wir könnten – mal angenommen eine gute Märchenfee würde uns das anbieten – eine solch‘ wundersame Verjüngung des Körpers verlustfrei überstehen. In den Geschichten vom „Jungbrunnen“ findet sich diese Idee ebenfalls: von jetzt auf gleich wieder zwanzig oder dreißig sein – wäre das nicht toll?

Lukas Cranach: der Jungbrunnen

Angenommen, die Märchenfee würde mir tatsächlich erscheinen: mit meinem heutigen Bewusstsein würde ich das Angebot wohl abschlagen – es sein denn, ich litte große Schmerzen, wäre unrettbar krank und gebrechlich. (Mit der eigenen Schwäche muss man ja immer rechnen).

Ich bin der Körper, ich „habe“ ihn nicht nur

Warum? Weil ich nicht mehr glaube, dass meine Seele nur im Körper wohnt. Weil ich weiß und jeden Tag erlebe, dass ich (auch) der Körper bin. Morgens kann ich z.B. sehr gut schreiben: es fällt mir viel ein, die Sätze fließen mühelos in die Tasten. Spätnachmittags wird das zäher und eher mühsam – ein kreatives Tief, die Energie ist irgendwie weg. Tageszeiten, Jahreszeiten, Krankheiten, jede Veränderung des Körperbefindens einschließlich derjenigen, die man dem Altern zurechnet, verändert mich – nicht nur „den Körper“. Weiter → (Von Körper und Geist, Identität und Alter)