Claudia am 30. April 2014 — 6 Kommentare

Altern heißt auch schwächeln – wie gehen wir damit um?

Immer wieder mal hört man von diesen legendären Alten da irgendwo im Himalaya, die angeblich locker 100 bis 120 Jahre alt werden und noch wacker auf dem Feld arbeiten. Bis sie dann dort tot umfallen: kein Rentnerdasein, kein Pflegeheim, ganz sicher kein langes „dahin vegetieren“, wie wir es hierzulande fürchten müssen.

In unserer „Hochzivilisation“ spüren wir das Altern oft schon ab Mitte 40 deutlich: auf einmal braucht man eine Lesebrille, das Gesicht sieht schon länger nicht mehr aus wie auf den Jugendfotos, und mit 50plus beginnen die Zipperlein: Jene Beschwerden, die nicht mehr einfach verschwinden, sondern sich als dauerhafte Begleiter etablieren. Die Folgen eines Sitzlebens am Schreibtisch, einer suboptimalen Ernährung und insgesamt zuwenig Bewegung machen sich unabweisbar bemerkbar. Die meisten Älteren nehmen dann auch noch deutlich zu, das Treppen steigen wird auf einmal mühsam, man „kommt außer Atem“ und muss eine Pause machen – ja verdammt, das Altern ist kein Spass! Nicht nur zunehmende Weisheit und Gelassenheit, sondern eben auch Schwächeln, richtig ärgerliches Schwächeln, mit dem man psychisch erstmal zurecht kommen muss.

Dagegen ankämpfen?

Eine äußerst marktkonforme, das Bruttosozialprodukt steigernde Möglichkeit ist der Kampf gegen das Altern: Schönheits-Ops, Fitness-Center, Nahrungsergänzungsmittel, Wellness ohne Ende – und natürlich Arztbesuche, Kuren (die jetzt REHA heißen), Diäten, Experimente mit dieser und jener „besseren“ Ernährung. Wer es sich leisten kann, hat 1001 Möglichkeiten, ein „Leben für die Gesundheit“ zu führen – und doch schreitet das Schwächeln unaufhaltsam fort. Die Ausnahmen treten im Fernsehen auf: Rüstige Hochbetagte, die mit dem Wanderstock ständig im Gebirge unterwegs sind… :-)

Dass wir heute alles in allem „jünger“ wirken im Vergleich zu früheren Generationen liegt vermutlich am friedlichen Leben: keine Kriege, prosperierende Wirtschaft, sehr viel weniger Stress und Sorgen insgesamt, was ja ganz wesentlich zum sichtbaren Altern beitragen soll. Dafür könnten wir eigentlich dankbar sein, doch inmitten einer Welt, die dem „Jugendwahn“ fröhnt, wirkt auch dieses „gemäßigte Altern“ mehr wie eine Zumutung, ein Affront gegenüber einem Selbstbild, zu dem es gehört, immer alles „im Griff zu haben“. Das Altern macht Schluss mit dieser Illusion, wir haben es definitiv nicht im Griff, nicht mal die berühmte Cher, die noch mit 67 das erfolgreiche Showgirl gibt, kann sich dem Altern wirklich verweigern.

Carpe diem

Gibt es eine Alternative zum Kampf gegen das Altern, bzw. seine sichtbaren und spürbaren Folgen? Ab und an sage ich mir: du solltest mehr Sport treiben, definitiv keine „süßen Stückchen“ mehr essen, dies und das anders machen, unterlassen, anfangen – und dann wende ich mich doch lieber meiner Arbeit zu, die teilweise „Brotarbeit“, teilweise Spaß und Freude (bloggen!) und teilweise Engagement für sinnvolle Projekte ist. Ich hab gar nicht die Zeit für wochenlange REHA, obwohl mir meine Orthopädin sowas verschreiben würde, und stundenlang an der eigenen Optik arbeiten war sowieso nie mein Ding. Der Garten und das Fahrrad müssen reichen, was die Bewegung angeht – und dass es irgendwann mal zu Ende ist, hat auch sein Gutes, wenn ich mir die heutige Welt so anschaue.

So übe ich mich also in Gelassenheit und nutze den Tag! Und Ihr?