Claudia am 09. Januar 2012 —

Hermann Hesse über Alter, Jugend und Todesstunde

Von diesem Gedicht kannte ich nur den einen berühmten Satz „..und jedem Anfangt wohnt ein Zauber inne…“.
Damit bin ich vermutlich nicht allein, weshalb ich es hier mal in voller Länge zitiere:

„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an unsrer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden . . .
wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

– Hermann Hesse –

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Diskussion

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4 Kommentare zu „Hermann Hesse über Alter, Jugend und Todesstunde“.

  1. Gibt’s als wunderschöne gebundene Ausgabe: http://www.monalisablog.de/item/2008/12/anfangszauber/

  2. Danke Claudia, fürs wieder in erinnerung rufen!
    Habe es mal für die Schule lernen müssen und dann vergessen.
    Es ist ein sehr schönes Gedicht und passt so genau zu dem was dieses Jahr ansteht bei mir.

    Lieben Gruß
    Angelika

  3. Liebe Claudia,

    dann nenn doch auch den Titel des Gedichtes:

    Stufen

    Wenn ein Gedicht einen Titel hat, dann bilden Gedicht + Titel eine Einheit, man sollte ihn wichtig nehmen ;=)

  4. hesse
    das ist doch was für jüngere
    aber die texte wachsen mit
    oder ich mit ihnen
    sie gewichten sich in eine andere richtung
    vestehen beruht auf verknüpfungen
    mit erfahrungen aus dem eigenen leben
    da hat frau mit zunehmendem alter
    eine grössere bandbreite
    zur zeit kann ich den grundton des gedichtes
    sogar mit der dOCUMENTA 13 verknüpfen
    der – zerstörung und wiederaufbau –
    zugrunde liegen
    und eine gleichaltrige freundin
    prof. dr. dr. h. c.
    schrieb mir dieser tage
    ich lese mit hingabe hermann hesse

    danke und einen schönen tag
    rosadora