Claudia am 29. September 2015 — 3 Kommentare

Verkrüppelte Füße sind nur „anders schön“

Im Blogpost „Frau Ilse hat die neunzig überschritten“ zitiert die „Wildgans“ in einer Rezension des neuen Buchs von Ilse Helbich (Jg. 1923) die Autorin mit den Worten:

“Die unglaubliche Hässlichkeit des Alters. Ekelerregend die verkrüppelten, schwieligen Füße, eine Karikatur meiner selbst: der neue Watschelgang.”

alte Füße

„Karikatur meiner Selbst” – dieser kurze Passus inspiriert mich. Denn: was macht denn das “Ekel Erregende” aus? Doch eigentlich nur, dass wir uns damit identifizieren und das, was ist, mit einem Idealbild vergleichen und in Grund und Boden kritisieren. Gar nicht so anders übrigens als junge Menschen, die vieles an sich “nicht ok” finden, obwohl sie doch straff/jung/faltenslos sind.

Ich kannte mal jemanden, der mit Behinderten arbeitete: ein sehr engagierter sympathischer Mensch. Im einigermaßen entspannten / angstfreien / = berauschten Zustand begann er eines Abends, von den Interessantheiten und Schönheiten seltsamer körperlicher Abweichungen zu schwärmen… Und nein, nicht in einem verkorkst erotischen Sinn, sondern mit einem ästhetischen Blick.

Ein runzliges Gesicht ist so gesehen nur “anders schön” – genau wie die “die verkrüppelten, schwieligen Füße”.

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Foto: Laurin Rinder – fotolia.com