Im Internet heißt es „Nobody knows that you are a dog“, doch dank Maskenpflicht gilt jetzt auch offline: Nobody knows that you are 66! Das hat mir den Besuch erleichtert, denn normalerweise hätte ich mich nie und nimmer in eine Club-Hochburg der jungen Generation getraut!
Der Event im Sisyphos zum 12-jähringen „Nichtgeburtstag“ war toll! Der ausführliche Bericht „Gestern im Sisyphos“ ist im Digital Diary erschienen. Hier geht es mir mehr darum, über das Ausgehverhalten nachzudenken, dass sich ab einem gewissen Alter rapide ändert – und zwar bei so ziemlich allen.
Klar, es gibt Ausnahmen, wie den TECHNO OPA und HIPSTER RAVER GÜNTHER-ANTON, der auch mit 70plus noch angesagte Clubs aufsucht. Allerdings ist diese Art „Eventisierung“ des eigenen Alt-Seins nur von einzelnen „Originalen“ umsetzbar und für mich absolut nicht wünschenswert! Wenn mich eine „Location“ interessiert, will ich hingehen, ohne groß aufzufallen – und das ist nun mal ab ca. 50 nicht mehr gegeben.
Begehren lässt nach, Ansprüche ändern sich
Neben diesem Umstand nimmt mit zunehmendem Alter das Verlangen sowieso drastisch ab, sich an Orte zu begeben, wie sie von jungen Menschen bevorzugt werden. Meine „Kneipenzeit“ war ab ca. 40 vorbei. Keine Lust mehr auf legale und illegale Drogen, keine – unbewusste – Partnersuche mehr, keinen Bock auf ekstatische Erlebnisse in der Gruppe, Und aus der zeitgenössischen Musik bin ich auch ausgestiegen, ganz beiläufig.
Viele Altersgenossinnen und Genossen entdecken irgendwann klassische Musik, Jazz oder gar ihre Liebe zur Oper. Mir ist das nicht gelungen, ich mag Jazz als gelegentliche Hintergrundmusik, aber das war es auch schon. Den treibenden Beat des HipHops konnte ich dagegen gestern wirklich genießen, allerdings hat es mir nach ca. zwei Stunden dann auch gereicht. Ich kann mir jetzt gut vorstellen, wie man sich mit diesem Sound die ganze Nacht über in Trance tanzen kann, aber es verlangt mich nicht danach.
Man wird sensibler im Alter, das ist die positive Seite des Schwächerwerdens. Grobe Reize, heftige Rythmen, Bässe in Zwerchfellmassage-Lautstärke – all das ist ganz interessant, aber nur für kurze Zeit, so zum „mal gucken“. Dennoch gefallen mir im Einzelfall einzelne Songs und Musikstücke altueller Interpreten, doch höre ich mir die dann einzeln am PC an. Dauerbeschallung ist nicht mehr drin, ich lebe gerne in Stille, weil ich JEDE Musik mittlerweile als emotionale Gewalt erlebe, der ich mich nicht gerne aussetze. Außer wenn ich genau die Stimmung genießen will, mit der mich der Sound überwältigt. So hab‘ ich zum Beispiel eine Playlist mit Corona-Songs angelegt und höre einige davon gerne, wenn mir das Geschehen droht, die Laune zu verderben.
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3 Kommentare zu „Mit Maske im Club – Gedanken zum Ausgehverhalten im Alter“.